Meine erste Rallye war die Bosch Rallye (am A1-Ring) 1991. Bevor ich auf den Beginn meiner Rallye-Karriere eingehe will ich ein bisschen ausholen, da ich oft gefragt werde wie ich zum Rallyefahren gekommen bin.
Da ich in meiner Kindheit eine Autobahn-Raststätte mein Zuhause nennen konnte war es relativ klar, dass ich mich früh für Autos und Motorräder interessieren würde. Da für einen 10-jährigen Burschen ein Auto in unerreichbarer Ferne scheint versuchte ich hartneckig meinem Vater eine harmlose Automatic Puch einzureden. Mit den Jahren wurde ich größer und die Motorräder wuchsen auch mit.
Mit 14 fuhr ich meine ersten Motocross Rennen, wobei ich nur bedingt erfolgreich war, da ich nach zumeist recht vielversprechendem Start es selten schaffte länger als 5 zusammenhängende Runden sturzfrei zu bleiben.
Als mich mit ungefähr 18 Jahren Heinz Kinigadner bei einem Motocross Rennen in Imbach überrundete habe ich schon mit dem Gedanken gespielt, wie ich wohl meine Wochenenden sinnvoller verbringen könnte.
Als ich mir etwas später bei einem Rennen gleichzeitig die Hand und das rechte Sprunggelenk gebrochen hatte versuchte ich meinem Vater den Rallyesport als viel sicherere Sportart zu verkaufen, da er als begeisterter Tennis und Golfspieler nicht viel Verständnis für Sportarten hatte, die regelmäßige Spitalsaufenthalte inkludierten (Schönen Gruß und Dank an St.Pöltens Unfallabteilung).
Nachdem ich meinem Vater versprochen hatte keine Motorradrennen mehr zu fahren tauschte ich meinen 205er Peugeot gegen ein Vorführauto vom örtlichen Ford-Händler ein. Das Auto hatte zwar ein Schiebedach und elektrische Fensterheber und sonstiges unnötiges Spielzeug aber da ich nicht untermotorisiert sein wollte entschied ich mich für diesen Ford Sierra Cosworth 4x4 auch wenn das im Nachhinein nicht die beste Wahl für einen Rallyeanfänger war (300 PS!).
Da es nicht mehr lange bis zur ersten Rallye war wurden in einer Nonstop-Fahrt nach England und retour die nötigen Tuningteile besorgt, wobei es fast zu einer kleinen Verzögerung gekommen wäre, da ein englischer Polizist die Höchstgeschwindigkeit des geborgten Kombis meiner Mutter masslos überschätzt haben muss.
Dann hat Johann Grabner und seine Crew in kürzester Zeit ein sehr sicheres Rallyeauto gebaut, was sehr wichtig war, denn in meiner ersten Saison habe ich sicher mehr Zeit im Strassengraben als auf dem Siegertreppchen verbracht!
Da mit den Tuningteilen das Budget eigentlich schon aufgebraucht war, reichte es gerade noch für einen Satz Slicks und ich hoffte, dass es nicht regnen würde, denn dann hätte ich mit den Serienreifen fahren müssen.
Ach ja, zum Rallyefahren braucht man auch einen Beifahrer, somit wurde Johann Fussl überredet, der eigentlich aufgehört hatte weil sein Fahrer Hans Schachinger zuviele Unfälle hatte. Der Arme wusste offensichtlich nicht auf was er sich eingelassen hatte.
Wie zumeist wurde das Auto erst am Tag vor der Rallye fertig somit gab es keine Testfahrt und ich bin auch noch nie mit Slicks gefahren.
Sonderprüfung 1: Da die Slicks tollen Grip hatten, ich aber keine Ahnung hatte wo das Limit war, versuchte ich mich ans Limit zu tasten indem ich vor den Abzweigen und Kurven schaute wo die schwarzen Bremsspuren anfingen und dann hielt ich noch eine Sekunde die Luft an ohne zu bremsen und versuchte dann noch irgendwie die Kurve zu kriegen. Damals hielt ich es für normal, dass der Beifahrer vor jeder Kurve "BREMS!!! BREMS!!!" schrie. Heute weiss ich, dass es der reine Selbsterhaltungstrieb und die pure Angst waren.
Auf der der ersten Sonderprüfung war ich ungefähr 10 Sekunden hinter dem Gruppe N Führenden, also wusste ich, dass ich einfach schneller fahren musste. Dazu kam noch, dass ich später einen Reifenschaden hatte, wobei der ungeübte Reifenwechsel mit dem Standard-Boardwerkzeug klarerweise etwas mehr Zeit gekostet hat als nötig gewesen wäre. Also musste ich die verlorene Zeit wieder aufholen, dachte ich! Leider hat mir keiner gesagt, dass Splitt auf der Strasse liegt, wenn Sonderprüfungen mehrfach befahren werden. So kam es wie es kommen musste.
Sonderprüfung Seckau-Hammergraben - bergab! Splitt - Heck in den Graben - Überschlag! Mein Co hat mir nachher stolz berichtet, dass es 2 Rollen waren, da er immer mitzählt. Da ich mich trotz meiner Erfahrung mit Unfällen aller Art nie daran gewöhnen kann mache ich immer die Augen zu und warte bis es ruhig wird. Das Pech von Johann Fussl war, dass das Auto auf seiner Seite liegengeblieben ist und ich beim Aussteigen auf ihn draufgefallen und gestiegen bin.
Er hat aber nach dem Doppelsalto recht entspannt gewirkt. Ich war zwar recht down, aber dann ist ein Rallyefahrer zu mir gekommen und hat gesagt: "Kopf hoch, es wird nicht der letzte Unfall gewesen sein!" Und wie recht er doch hatte!
Am folgenden Wochenende bin ich dank Grabner Motorsport das Rechbergrennen mit einem zwar unlackierten, nur grundierten aber sonst fertigem Auto gefahren. |