Mein größter Crash:
Ich hatte im Lauf meiner Rallye-Karriere sicher schon einige grosse Unfälle, aber mein größter Crash war zweifelsohne bei der Mobil-Rallye (später OMV und 1000 Hügel Rallye) 1991.
Es war meine erste Saison und ich hatte sicher mehr Motivation als Erfahrung, was offensichtlich keine gute Kombination ist.Bis zu dieser Rallye hatte ich einige technische Probleme und etwas Pech, also wollte ich endlich ein vernünftiges Resultat einfahren. Da mein damaliger Beifahrer Peter Müller auch in der Nähe meiner "Heimrallye" wohnte, besichtigten wir die Sonderprüfungen öfter als heutzutage üblich. Ich musste ja meine mangelnde Erfahrung irgendwie wettmachen.
Die Sonderprüfung, die auch jetzt noch gefahren wird heisst St. Peter, obwohl sie seit meinem Unfall eine Schikane(Rosenberger-Schikane) an dieser Stelle hat, um die Geschwindigkeit zu senken. Die Sonderprüfung wurde mehrfach gefahren und beim ersten mal bin ich zweite Gesamtzeit gefahren; unter anderem weil der Meisterschaftsführende Christoph Dirtl auf dieser SP in den Graben gerutscht war.
Ich war zwar jenseits von gut und böse unterwegs, aber da Peter Müller einer der furchtlosesten Menschen ist, die ich kenne motivierte er mich beim nächsten Mal genau so schnell zu fahren. Leider hat es stark zu regnen begonnen.
Da sich bei mir langsam Größenwahn breit machte, da ich meinte ein zweiter Platz im Gesamtklassement in einem Gruppe N-Ford Sierra sei nicht gut genug, war wohl klar, dass ich nicht mehr weit kommen würde. Die Stelle war doch relativ schnell, da man nach einem Abzweig mit vielen Zuschauern hochmotiviert begab bis über 200 km/h beschleunigte, bevor man doch recht heftig für die folgende Linkskurve bremsen sollte.
Nachdem ich den fünften Gang eingelegt hatte bremste ich auch, aber keine Wirkung! Nicht weil die Bremse nicht funktionierte sondern weil bei 200 km/h im Regen meistens mit Aquaplaning zu rechnen ist und die Räder den Boden nicht mehr berührten!
Normalerweise muss man bei Aquaplaning nur warten, bis die Räder wieder Grip aufbauen, aber als ich nach links lenkte und das Auto nach rechts abbog gab es schon leichten Grund zur Sorge.
Jetzt kann ich ja darüber lachen, aber in dem Moment dachte ich schon, dass mein letztes Stündchen geschlagen hätte, da ich ungefähr 180 km/h Restgeschwindigkeit hatte und ich nur eine Leitschiene und einen Strommasten vor mir sah. Das war aber das Letzte, das ich gesehen habe, denn dann wurde es finster weil beim ersten Einschlag alle Scheinwerfer inklusive Motorhaube davonflogen als ich die ersten 50 Meter Leitschiene abmontiert hatte. Eigentlich war ich glücklich den ersten Einschlag überstanden zu haben, aber ich wusste natürlich nicht, dass es hinter der Leitschiene ein paar hundert Meter die Böschung hinunter ging.
Seltsam war auch wie still es im Auto war, aber das war nur die ersten 50 Meter, die wir im freien Fall geflogen sind bis zum nächsten Einschlag und bis die zigfachen Saltos anfingen. Nachdem ich mich im Auto so klein wie möglich machte, da ich merkte, wie das Dach immer mehr eingedrückt wurde, wartete ich auf den ganz grossen Einschlag. Nach ein paar weiteren Überschlägen wurden die Rollen aber langsamer und ich atmete schon auf. Leider wurde der Abhang wieder steiler und wir rollten wieder schneller den Hang hinab. Nach einer weiteren Ewigkeit dann plötzlich: Stille!
Als wir endlich auf den Rädern zum stehen kamen(na ja es waren nicht mehr so viele Räder dran) fragte ich: "Peter, lebst noch?" Er stöhnte mir ein "Ich glaub schon!" entgegen und wir krabbelten möglichst schnell aus den Überresten des Autos, da es leicht aus dem Motorraum zündelte. Ich wollte noch mit dem Feuerlöscher löschen, aber selbst der war beim Unfall kaputt gegangen. Zum Glück regnete es und es war nur der Turbo, der noch ein bischen glühte und zündelte. Eigentlich wäre es egal gewesen, denn es war vom Auto eh nichts mehr zu retten.
Da standen wir nun im Dunkeln und es regnete. Es war sehr dunkel, weil es auch keine Strassenbeleuchtung gegeben hat, weil der ganze Ort ohne Strom war, nachdem wir auch einen Strommasten auf halber Höhe gekappt hatten. Wenn man sich mehrfach überschlagen hat und so weit von der Strasse weg ist, weiss man nicht mehr woher man gekommen ist und so irrten wir auf einem Weg bis zur Strasse, was für ein bisschen Verwirrung sorgte, da die Rettungsmannschaft zuerst glaubte wir wären aus dem Auto geflogen. Als sie uns dann gefunden haben brachten sie uns hochmotiviert ins Spital, was fast noch schlimmer als der Unfall war. Auch wenn sich Peter alles bis zur kleinen Zehe röntgen ließ wurden wir bis auf ein paar Kratzer unverletzt entlassen.
Als wir zur Unfallstelle zurück sind um unsere Jacken, Taschen und Papiere zu suchen, da alles aus dem Auto geflogen ist haben wir den Bauern getroffen neben dessen Haus wir eingeschlagen sind. Er meinte: "Wenn ihr auf mein Haus gefallen wärt, hätt ich die Mistgabel geholt!" Somit hatten wir an dem Tag wohl mehrfach Glück!