Im Schneebergland: Halbe Kraft voraus:

 

Kris Rosenberger hat nach dem aufgrund einer Unachtsamkeit selbst verschuldeten Ausfall bei der Lavanttal-Rallye im April sein Saisonprogramm ein wenig umgestellt. So wird er nun auch beim 5. Lauf zur Historischen Rallye-Staatsmeisterschaft in Rohr im Gebirge an den Start gehen.

Allerdings nicht im gewohnten Porsche 911 SC. Der notwendige Umbau auf Schotter würde einfach zu viel Zeit, Budget und Energie in Anspruch nehmen. Stattdessen fährt der Neo-Grazer sozusagen mit halber Kraft um die Tabellenführung.

Ein Match mit dem derzeit führenden Wachauer Willi Rabl jun. (Porsche) steht bevor, der sich erfreulicherweise auch zu einem Start im Gebiet von Rohr, Schwarzau und Gutenstein entschlossen hat.


Für Kris Rosenberger mit halber Kraft deshalb, weil er sich in den Niederlanden einen Klassiker der 80er Jahre angelacht hat: "Es ist ein Golf der ersten Serie, Baujahr 1978, mit 140 PS bei einem Gewicht von ganzen 900 kg", verrät Rosenberger mit verträumten Augen. "Damit habe ich im Schneebergland ungefähr halb so viel Leistung wie Willi Rabl in seinem Porsche zur Verfügung. Wie ich das ausgleichen werde weiß ich noch nicht.

Der VW Golf GTI ist schon seit Ende der 80er-Jahre als Rallyefahrzeug im Einsatz und wurde immer vom niederländischen VW-Spezialisten Hans Weijs junior betreut. Fahrwerks- und getriebemäßig ist das Auto nach der damaligen Gruppe 2 aufgebaut, die man ungefähr mit der Gruppe A, also stark verbesserten viersitzigen Tourenwagen, vergleichen kann. Es ist sicher kein historisches Siegfahrzeug, aber gute und verlässliche Punkte sind allemal drin. Bis zur Waldviertel-Rallye im November, dem nächsten geplanten GTI-Einsatz, wird dann auch der Motor einer Kur unterzogen. Von der holländischen Nationalspeise, der geräucherten Schinkenwurst wird der weiße Golf GTI auf Schweinsbraten mit Kraut und Waldviertler Knödel umgestellt. Dadurch erwarten wir als Leistungsobergrenze an die 200 PS."

Mit dem Baujahr des Einser-Golf – 1978 – ist im Rallyesport eine spezielle Zeitenwende verbunden, die aber selbst Insidern kaum bekannt ist. Mit 1.1. dieses Jahres wurden nämlich vom damaligen Weltverband FISA Allrad-Fahrzeuge nach sechsjähriger Unterbrechung wieder zugelassen, was anfangs kaum Beachtung fand, aber drei Jahre später ins Debüt des Audi Quattro mündete, der den Rallyesport für alle Zeiten mehr als gründlich veränderte.

Manfred Kimmel