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Ich bin in meiner Motorsportkarriere schon einige
lange Rennen und Rallyes gefahren. Unter anderem die Safari Rallye,
mehrmals die Dakar Rallye in einem Assistenz-Geländewagen für
die KTM Werksfahrer und ein paar 24 Stunden Rennen, aber ein Rennen
hat alle anderen übertroffen. Dieser eine Wettbewerb hat alle anderen
in Bezug auf Ausdauer, Vorbereitung, Entbehrungen, Überwindung
und körperlicher Anstrengung übertroffen.
Am Renntag hatte es fast 30 Grad Celsius
und im Renndress kann es recht warm werden, wenn man körperliche
Höchstleistungen erbringen soll. Der Asphalt glüht und strahlt
bis zu den Fussohlen, die mangelnde Zugluft erschwert das Atmen. Normalerweise
sind die Kurven das Anstrengende, aber in diesem Fall sind es die endlosen
Geraden die so zermürbend anstrengend sind, da man seinen Vordermann
sehen kann aber er kommt einfach nicht näher!
42 Kilometer endloses Asphaltband schlängeln sich bergauf und bergab
durch die Schluchten der Stadt. Dieser Stadtkurs hat es in sich.
Vor dem Start kommen berechtigte Zweifel auf. Habe ich genug trainiert?
Habe ich mich lange und intensiv genug vorbereitet? Habe ich mich richtig
ernährt und genug Flüssigkeit zu mir genommen um die Hitze
zu überstehen? Habe ich das richtige Material gewählt?
Massenstart! Nur aus jedem Getümmel raushalten und mit niemandem
zusammenstossen! Die ersten paar Kilometer kann ich recht gut mithalten
und irgendwann findet man den richtigen Rythmus und es geht alles fast
von selbst. Erst bei Kilometer 30 habe ich leichte Probleme, aber wenn
man es so weit geschafft hat, dann kann man nicht aufgeben.Also Zähne
zusammenbeißen und durchhalten!
42 Kilometer klingt vielleicht nicht nach viel in einem modernen Rallyeauto,
aber es handelt sich hier natürlich um den Wien-Marathon und mit
nur einem paar ausgelatschter Laufschuhe unter einem wird die Distanz
schon unglaublich lang. Nachdem ich in den letzten Jahren zuviel Zeit
im Büro verbracht hatte und meine Fitness vernachlässigt habe,
beschloss ich um die Weihnachtszeit, nach dem genüsslichen Verzehr
der letzten Weihnachtskekse, dass ich den Wien-Marathon laufen würde.
Ich hatte zwar keine Ahnung was nötig wäre um einen Marathon
zu überstehen, aber meine Freunde können bestätigen,
dass ich ziemlich dickköpfig sein kann also hatte ich ein Ziel:
Anzukommen!
Ich bin jeden zweiten oder dritten Tag zwischen 30 und 60 Minuten gelaufen
und bin erst in den letzten paar Wochen vor der Veranstaltung je einmal
die Woche länger gelaufen. Vor dem Marathon war meine größte
je gelaufene Distanz nur ca. 22 km, aber wo ein Wille, da ein Weg! Das
Erlebnis, nach mehr als 4 Stunden das Ziel unter dem Jubel der Zuschauer
zu erreichen, war schon etwas Einzigartiges.
Da ich schon die meisten Motorsportarten einmal probiert habe kann ich
schon sagen, dass Motorsport auch körperlich anstrengend ist und
eine gute Fitness sicher eine gute Basis für Erfolg ist, aber Athleten,
die nur Ihre Laufschuhe und die eigene Kondition einsetzen verdienen
meine persönliche Hochachtung.
Ich war zwar schon ein bisschen stolz die 42,195 km geschafft zu haben,
aber um das ganze in Relation zu setzen: Der Sieger ist doppelt so schnell
gelaufen wie ich!
Wenn Marcus Grönholm doppelt so schnell wie ich fahren würde,
würde ich sofort meinen Helm an den Nagel hängen!
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